Über Tschechien befand sich an diesem Tag ein starkes Tief, welches von Polen und der Ostsee her eine sehr gesättigte, warme Luftmasse in den Osten Deutschlands brachte. Innerhalb des schmalen Warmsektors befand sich eine Grundschichtkovergenz, welche von Berlin bis an das Erzgebirge reichte. Bei CAPE Werten von etwa 800J/Kg und 55 Theta E lag eine gute Luftmasse mit Unwetterpotential vor. Das Windfeld war gut organisiert mit einer hohen Low Level Shear bedingt durch die Konvergenz. Es fehlte jedoch an Trockenluft um starke und organisierte Abwinde hervor bringen zu können, so dass die Zellen nur wenig Eigendynamik entwickeln konnten und so waren sie sehr abhängig von ihrem Umfeld. Aus diesem Grund verstärkte sich die Multizellenlinie an der Konvergenz extrem, als gegen Abend der Jetstream von Polen herüber kam und die Zellen verstärkte. Da die Höhenwinde aber gegen Abend schnell auf Nord drehten und die Zellen sehr an diese gebunden waren wegen der fehlenden Eigendynamik zogen sie bald parallel zur Konvergenzlinie und "erstickten" daher durch ihren eigenen Outflow, weshalb nach dem starken Aufleben der Zellen gegen 17 Uhr bereits um19 Uhr die Aktivität rasch einbrach.
18:00 Uhr Bow Echo bei Nordhausen
Am Südende der Multizellenlinie bildete sich gegen 18 Uhr aus einer der Multizellen ein Bow Echo heraus als der Jetstream von Polen her nach Ostdeutschland einschwenkte. Wir vom Team Hessen fingen dieses Bow Echo zum ersten Mal etwa 30km östlich von Nordhausen ab. Dort erwartete uns eine zunächst wenig strukturierte Shelf Cloud mit einem sehr dichten Niederschlagsvorhang direkt dahinter. Die fehlende Trockenluft machte sich vor allem dadurch bemerkbar, das trotz 35kn Windgeschwindigkeit in 925hPa gerade einmal 90km/h Windböen den Boden erreichten.
Wir fuhren weiter nach Westen um uns noch einmal vor das Bow Echo zu setzen, was uns etwa bei Nordhausen gelang. Wir fuhren daher dort kurz von der Autobahn ab um die shelf cloud noch ein weiteres Mal zu fotografieren. Jetzt hatte sie schon deutlich an Struktur gewonnen.
Wir legten einen weiteren Stop ein irgendwo südwestlich von Nordhausen. Das Bow Echo verlor jetzt deutlich an Stärke, so dass dies der letzte Stop war und wir danach zurück fuhren.